Ein ungarischer Narkosearzt im Wiener Krankenhaus Nord erzählte in einem Youtube-Interview mit dem „Világjárók Klubja Bécs“ über die Corona Situation in der österreichischen Klinik, wo er schon seit dem Beginn der Pandemie Corona-Patienten behandelt. Zoltán Bartha sprach über die enorme Belastung seiner Einrichtung und über die Verantwortung der Medien in Bezug auf fachliche Berichterstattung. Der Facharzt wies außerdem auf die Wichtigkeit der Vorbeugung des Coronavirus hin.
Das Wiener Krankenhaus Nord gilt seit der 2. Welle im Herbst 2020 als das COVID-Krankenhaus Nummer 2 in Wien. Die Belastung der Einrichtung ist groß, seit Oktober 2020 sind sie voll. Die dritte Welle hat die Situation weiter erschwert. Für die Corona-Patienten stehen zwei Intensivstationen mit insgesamt 16 Betten und eine ganze und eine halbe IMCU-Station mit 14-15 Betten zur Verfügung. Der ungarische Arzt erzählt im Interview, dass die Kranken einen hohen Aufwand seitens der Ärzte brauchen, was sowohl psychisch als auch physisch sehr belastend ist.
Laut Bartha ist es zurzeit in Ostösterreich und Wien sehr schwierig, ein freies Intensivbett zu finden. Es stehen aber genügend Ärzte und Fachleute zur Verfügung, die Zahl des Pflegepersonals könnte in der Zukunft ein Problem bedeuten, aber derzeit ist die Patientenversorgung gut und befriedigend, es gibt keine „Katastrophensituation“, d.h. man muss zwischen den Patienten nicht wählen.
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Die Qualität der Versorgung habe sich im vergangenen Jahr / halben Jahr dank der Erfahrung mit den Auswirkungen des Coronavirus wesentlich verbessert, fügte Bartha hinzu. Das Gerücht, dass die Kranken, welche schon eine Behandlung mit einem Beatmungsgerät benötigen, sterben werden, sei nicht wahr.
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Es ist wichtig, dass sich die Menschen mit Beschwerden so früh wie möglich melden, so der Facharzt. Die Kranken, welche zu seinem Krankenhaus kommen, werden in drei Gruppen geteilt: Milde, mittelschwere und schwere Erkrankung. Die ersten brauchen keine Krankenhausbehandlung, die zweiten bekommen Infusion, Fiebersenkung, Sauerstoff, beziehungsweise werden unter Beobachtung gehalten.
Die schwerkranken bekommen eine Atmungs-Unterstützung mit Hilfe einer Maske, wonach sich die Situation von mindestens 50 Prozent dieser Patienten verbessert und in die normale Abteilung zurückgebracht werden können. Diejenigen, deren Situation sich jedoch verschlechtert, kommen auf die Intensivstation und werden an Maschinen angeschlossen
Bartha wies darauf hin, dass die britische Mutation nicht mehr nur die ältere Generation betrifft, sondern auch die jüngeren: Die meisten Menschen auf ihrer Intensivstation sind zurzeit 40-50 Jahre alt. Der Ablauf der Krankheit ist sehr schnell: Innerhalb von nur einigen Stunden nach den ersten Symptomen kann man auf der Intensivstation landen.
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Ein großer Vorteil des Krankenhauses Nord ist, dass jeder Patient über einen eigenen Krankensaal verfügt, welcher vollständig isoliert ist
betont der Arzt.
Bartha verwies auch auf die Gefahren der Corona-Pandemie: Während an Grippe jährlich 2-3-4 Tausend Menschen sterben, sind an Corona allein im vergangenen Jahr über 9 Tausend ums Leben gekommen. Ein wesentlicher Unterschied ist auch, dass das Coronavirus die Lunge sehr stark attackiert, wodurch die künstliche Beatmung der Patienten eine große Herausforderung ist.
Über die Impfung des Gesundheitspersonals sagte er: 98-99 Prozent der Mitarbeiter des Krankenhauses wurden bereits geimpft, Nebenwirkungen sind nur in einem sehr geringen Maß aufgetreten. Der Arzt betont, dass es statistisch betrachtet, viel besser ist, sich impfen zu lassen, als die eventuelle schwere Corona-Erkrankung zu bekommen.
In Bezug auf die Berichterstattung der Presse findet er nicht gut, dass jede Nebenwirkung der Impfungen überdimensional übertrieben wird, was bei der Bevölkerung Ängste in Bezug auf die Vakzinen hervorrufen kann.
Fact
Von Dienstag auf Mittwoch wurden
3.101 Neuinfektionen in Österreich registriert. Bisher wurden
1.813.867 Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus verabreicht. Mehr als 1.306.162 Millionen Menschen sind zumindest mit der ersten Dosis geimpft. Das sind
14,7 Prozent der österreichischen Bevölkerung. 581 Personen liegen derzeit wegen einer Corona-Infektion auf der Intensivstation. Innerhalb von 24 Stunden wurden 29 Tote gemeldet. Mittlerweile sind in Österreich seit Beginn der Pandemie 9.546 Menschen im Zusammenhang mit Corona verstorben. (Via:
kurier.at)
In Ungarn lag die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den letzten 24 Stunden bei 4 814. 272 COVID-Patienten starben. Seit Beginn der Corona-Pandemie sind im Land 22 681 Menschen an den Folgen einer COVID-19-Infektion gestorben. Die Gesamtzahl der Impfungen liegt schon bei 2 536 751. Die Impfrate der ungarischen Bevölkerung erreicht 25% gegenüber dem EU-Durchschnitt von 13%.
Der Bürgermeister von Wien hat noch vor Ostern den Oster-Lockdown bis 18. April verlängert, diesem Schritt folgten kurz danach auch die benachbarten Bundesländer. Michael Ludwig kündigte auch an, dass jeder Wiener 4 Gratis-Gurgel-Selbsttest erhalten werde. Bundeskanzler Kurz hält eine Öffnung der meisten Sektoren erst im Mai für möglich. In Ungarn trat eine teilweise Lockerung am Mittwoch in Kraft.
(Titelbild: Világjárók Klubja Bécs, das vollständige Interview auf Ungarisch finden Sie HIER)