Die ungarische Regierung startete 2014 den Nationalen Hauszmann-Plan mit dem Ziel, die Gebäude, welche entweder im Zweiten Weltkrieg oder im Kommunismus zerstört wurden, wieder originalgetreu aufzubauen. Damit soll gleichzeitig die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung erhöht, die Renaissance der ungarischen nationalen Identität des 21. Jahrhunderts gewährleistet sowie das architektonische Erbe und die natürlichen Werte des Landes bereichert werden.
Das Budapester Burgviertel auf der Budaer Seite blickt auf eine mehr als 750-jährige Geschichte zurück. In den vergangenen Jahrhunderten war es Schauplatz von mehreren Kriegen sowie Besatzungen. So wurde es neben den Türken und den Habsburgern auch von den Deutschen und den Sowjets besetzt. Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich nicht nur die Residenz des Staatsoberhaupts im Burgpalast, sondern auch das Amt des Ministerpräsidenten und die Ministerien waren in der unmittelbaren Nähe untergebracht. Die wunderschönen Gebäude haben zuletzt im Zweiten Weltkrieg erhebliche Schäden erlitten, den Gnadenstoß hat ihm jedoch das anschließende kommunistische System versetzt: Zahlreiche nach dem Krieg erhalten gebliebene oder nur gering geschädigte Gebäude hat das neue Regime in den 1960er oder 1970er Jahren aus ideologischen Gründen abgerissen oder umgebaut. Dadurch ging die bis dato relativ einheitliche Architektur der Burg verloren.
Burgpalast 1943 – Quelle: Fortepan / Fortepan
Burgpalast 1945 – Quelle: Fortepan / Fortepan
Die zweite Orbán-Regierung (2010-2014) hat beschlossen, das Burgviertel aus seinem jahrzehntelangen „Dornröschenschlaf“ zu wecken in dem die zerstörten Gebäude wieder aufgebaut, mit neuen Funktionen versehen werden beziehungsweise die originale Architektur, welche in den 1960er Jahren „modernisiert“ wurde, wiederhergestellt wird. Zuerst wurde 2011 mit der Renovierung des im Jahre 1883 errichteten Burggarten-Basars am Fuße des Burgbergs unter dem Burgpalast begonnen, der 1984 wegen seines verschlechterten Zustands geschlossen werden musste. Er wurde im April 2014 wiedereröffnet. Noch im Juli des gleichen Jahres wurde dann der Nationale Hauszmann-Plan angekündigt (ab 2019: Nationales Hauszmann-Programm), nach dem die Gebäude in der Burg originalgetreu wieder gebaut werden sollten, damit die „repräsentative, kulturelle und touristische Funktion des Burgviertels verstärkt wird“. Namensgeber wurde der ungarische Architekt Alajos Hauszmann (1847-1926), der den Umbau des Burgpalastes zur Zeit der Jahrhundertwende geleitet hatte.
Im Rahmen des Nationalen Hauszman-Programms, welches die Rekonstruierung des Budapester Burgpalasts und seiner Umgebung zum Ziel hat, werden 2021 mehrere Projekte fertiggestellt und auch neue begonnen. Unter anderem wird das Palais des Erzherzogs Joseph und das Gebäude des Oberkommandos der ungarischen Streitkräfte wiederaufgebaut. Das Budapester Burgviertel hat sich in den vergangenen Jahren dank des Programms […]Weiterlesen
Dann wurde mit der Renovierung des Karmelitenklosters direkt neben dem Palais Sándor fortgesetzt. Das Gebäude, das früher das Burgtheater beheimatete, wurde nach dem Umbau Anfang 2019 als Amt des Ministerpräsidenten wiedereröffnet.
Die erste Regierung von Viktor Orbán wollte bereits das Büro des Premierministers auf die Budaer Burg verlegen, der Plan konnte jedoch aufgrund des Regierungswechsels im Jahr 2002 nicht umgesetzt werden. Nach langen Vorbereitungen und Wiederaufbauarbeiten zog Viktor Orbáns Büro im Januar in das Karmeliter-Kloster. Laut der offiziellen Mitteilung war die Verlegung des Büros des Premierministers notwendig, […]Weiterlesen
Auch der komplette Wiederaufbau von zwei zerstörten Gebäuden, der königlichen Reithalle und des Hautwachgebäudes wurde abgeschlossen. Obwohl beide Gebäude im Zweiten Weltkrieg nur geringe Schäden erlitten, wurden sie in den darauf folgenden Jahrzehnten des Kommunismus aus ideologischen Gründen komplett abgerissen. Darüber hinaus wurden im Rahmen dieser Arbeiten auch der Csikós-Hof und die Stöckl-Treppe direkt neben dem Hauptwachgebäude wieder errichtet.
Im Rahmen des Hauszmann-Programms werden die Sanierungsarbeiten im Budaer Burgviertel fortgesetzt. Am 7. Februar wurde das Gebäude der Hauptwache und der Reithalle technisch abgeschlossen und übergeben. Das von Alajos Hauszmann entworfene und 1902 eingeweihte Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und obwohl es restauriert werden konnte, wurde es 1971, während des Sozialismus abgerissen. In der […]Weiterlesen
Königliche Reithalle und Burgpalast 1945 – Quelle: Fortepan / Vörös Hadsereg
Königliche Reithalle 2021 – Quelle: MTI/Soós Lajos
Als eine echte Sensation galt am 18. August 2021 die Wiedereröffnung des Sankt-Stephans-Saals im Burgpalast: Der im romantischen Stil erbaute Prunksaal wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombenangriff zerstört und später sowohl innen als auch außen komplett umgebaut. Die ganze Einrichtung wurde nach den Originalplänen von Hauszmann hergestellt.
Der renovierte Stephansaal des Königspalastes im Budapester Burgviertel wurde am Mittwoch feierlich eingeweiht. Der Wiederaufbau der Halle dauerte sechs Jahre.Weiterlesen
Der wiedererrichtete Sankt-Stephans-Saal im Burgpalast – Quelle: Szent István-terem a Budavári Palotában – FB
In den kommenden Jahren wird auf dem Sankt-Georgs-Platz der Wiederaufbau des Palais des Erzherzogs Joseph, auf dem Ehrenplatz der Gebäude des Roten Kreuzes und des Oberkommandos der ungarischen Streitkräfte beginnen. Darüber hinaus wird auch der Turm des Ungarischen Nationalarchivs hergerichtet, welcher nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen wurde.
Das 1968 gesprengte Gebäude wird seine Außenfassade nach den Originalplänen von Flóris Korb und Kálmán Giergl wiedererhalten, im Inneren wird man jedoch auch moderne Lösungen anwenden.Weiterlesen
Und was den Burgpalast, die ehemalige Residenz des Staatsoberhaupts betrifft, wurde am 3. Dezember bekanntgegeben, dass die ausführliche Vermessung abgeschlossen und mit der Planung der kompletten Herstellung des Gebäudekomplexes begonnen wurde. Ziel ist es, dem Palast seine ursprüngliche Form der Jahrhundertwende zurückzugeben. Die ursprüngliche Länge der ineinander öffnenden Räume von 350 Meter war die zweitgrößte nach Versailles in Europa.
Geplanter Umbau des Burgpalastes – Quelle: Nemzeti Hauszmann Program – FB
Geplanter Umbau des Burgpalastes – Quelle: Nemzeti Hauszmann Program – FB
Geplanter Umbau des Burgpalastes – Quelle: Nemzeti Hauszmann Program – FB