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1. Mai: Vom Kampftag zum Feiertag

Ungarn Heute 2020.05.01.

Der Erste Mai wird als Tag der Arbeit, Tag der Arbeiterbewegung, Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse oder auch als Maifeiertag bezeichnet. In Ungarn heißt der Tag „Munka ünnepe“ und ist ein gesetzlicher Feiertag. Die wirtschaftlichen und sozialen Errungenschaften der Arbeitnehmer werden heute gewürdigt, der übrigens nicht in jedem Land am 1. Mai stattfindet. Die erste Zeremonie in Ungarn fand 1919 in Budapest statt, und dann gab es eine große Pause. So sehr, dass die Nächste erst 1946 veranstaltet wurde, aber bis dahin verwandelte es sich zu einer staatlichen Feierlichkeit. Wir haben Ihnen aus Fortepans Sammlung Fotos über die Feierlichkeiten gesammelt.

Ursprung des Datums

Der eigentliche Ursprung des Feiertages liegt in den USA: am 1. Mai 1886 streikten rund 400.000 Arbeiter in mehreren Städten und fordern die Einführung eines Acht-Stunden-Tags. In Chicago kommt es am 3. und 4. Mai im Rahmen der Streiks zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Im Verlauf des sogenannten Haymarket Riot sterben sowohl mehrere Demonstranten als auch Polizisten. Acht Streik-Organisatoren werden angeklagt und hingerichtet.

Erste Feierlichkeiten in Ungarn im Jahre 1919

Umbenannte Straßen, Massenparaden, eine Hauptstadt in roten Vorhängen. Am 1. Mai 1919 veranstaltete die Sowjetische Republik Ungarn in Budapest und im ganzen Land prächtige Demonstrationen ihrer Stärke.

Budapest am 1. Mai 1919. V. Kossuth Lajos (Köztársaság) tér, über der Statue von Gyula Andrássy gebaute Dekoration. Parlament im Hintergrund.

Via: Fortepan, Spender: Zoltán Marics

1919. Budapest VII. Rákóczi út, Parade am 1. Mai 1919. Im Hintergrund das Gebäude Nr. 4, Hotel für den Weißen Schwan.

Via: Fortepan, Spender: László Péchy

Nach 1946 bis zur Wende 

In Ungarn wurde der 1. Mai der „Internationale Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“ – eine Pflichtveranstaltung, bei der die ungarischen Staatsbürger an Tribünen mit Parteimitgliedern und Ehrengästen vorbeimarschieren mussten.

Die Ideologie hat sich für die Kommunistische Partei als nützlich erwiesen, da die Partei immer gelogen hat, um den Werktätigen zu dienen. Ab dem 1. Mai 1946 fanden jedes Jahr große Massenparaden statt.

1946. Ungarn, Budapest VI. Oktogon, Am 1. Mai.  Im Hintergrund ist die Andrássy Straße und der Jókai tér. 

Via: Fortepan, Spender: Pál Berkó

Via: Fortepan, Spender: Pál Berkó

Via: Fortepan, Spender: Pál Berkó

1956. 1. Mai in der „Demokratischen Volksrepublik Korea“, Gruppe ungarischer Ärzte bei der Parade am 1. Mai.

Fortepan Ákos Lőrinczi

1974.  Budapest. 

Via: Fortepan, Spender: Angyalföldi Helytörténeti Gyűjtemény

1977. Ungarn, Eger Hatvani Tor (Lenin) Platz, die Kathedrale im Hintergrund. Parade am 1. Mai.

Via: Fortepan, Spender: Tamás Urbán

Nach der Wende 

Der „Tag der Arbeit“ oder auch „Labor Day“ ist heute in vielen Ländern der Welt ein gesetzlicher Feiertag. Während sich in Europa der 1. Mai durchgesetzt hat, wird der „Labor Day“ in den USA im September gefeiert. Auch in Kanada, Australien und Neuseeland findet er an anderen Tagen statt. Als Kampftag für Arbeitnehmerrechte hat der „Tag der Arbeit“ allerdings an Bedeutung eingebüßt. Für viele ist er mittlerweile vor allem ein willkommener, arbeitsfreier Tag – insbesondere, wenn er wie in diesem Jahr auf einen Freitag gelegen das Wochenende verlängert.

An diesem Tag unterstreichen die meisten politischen Parteien jedoch ihre Beziehung zur Arbeit und feiern mit ihren Sympathisanten zusammen.

Bild: Gyula Thürmer,  Vorsitzender der Ungarischen Arbeiterpartei und die Sympathisanten der Partei, marschieren am 1. Mai 2017 in der ungarischen Hauptstadt.

Foto: MTI – Balázs Mohai

„Tag der Arbeit“ in der Zeit der Corona-Pandemie

Im Zuge der Corona-Pandemie wurden erstmals seit der Wende alle Feierlichkeiten abgesagt. In diesem Jahr kann man sich demnach viel mehr auf „den Arbeiter Josef“, den Zimmermann, den Vater von Jesus konzentrieren.  Viele Menschen wissen nicht, dass seit 1955 der 1. Mai auch  als „Josef der Arbeiter“ gefeiert wird. Papst Pius XII. hat den seit 1889 als „Kampftag der Arbeiter“ begangenen Tag als Zeichen der Aussöhnung mit der Arbeiterschaft eingeführt. Damit soll der Heilige geehrt, aber auch die Würde der menschlichen Arbeit bewusst gemacht werden.

(Via: index.hu, ndr.de, wikipedia.de, Beitragsbild: Ajtósi Dürer sor am 1. Mai 1985, Via: Fortepan, Spender : Angyalföldi Helytörténeti Gyűjtemény Fortepan ist das größte kostenlose Online-Fotoarchiv in Ungarn)