Ein linksorientierter Ökonom macht sich Sorgen, dass die zunehmende Staatsverschuldung die wirtschaftliche Erholung nach der Coronavirus-Krise unterlaufen werde. Ein konservativer Analyst weist dagegen darauf hin, dass die mittleren Einkommen in Ungarn im Vergleich zur restlichen Europäischen Union am wenigsten nachgegeben hätten, während die Staatsverschuldung ebenfalls unter dem EU-Durchschnitt angestiegen sei.
Miklós Bonta von der Tageszeitung Népszava sorgt sich um unkontrollierte Staatsausgaben und befürchtet, dass die ungarische Staatsverschuldung außer Kontrolle geraten werde. So sei die Schuldenquote Ungarns nach 65 Prozent in 2019 auf 80 Prozent des Jahres-BIP Ende 2020 gestiegen, notiert der linke Wirtschaftswissenschaftler. Er wirft der Regierung die Abschaffung unabhängiger Kontrollen der Haushaltsausgaben durch Experten vor. Bonta schließt mit dem Hinweis, dass es weitere zehn Jahre dauern werde, um Ungarns Staatsverschuldung auf das Niveau von 2019 zu drücken.
Die Wirtschaftsführung der ungarischen Regierung im Zeichen der Coronaviruspandemie sei eine Erfolgsgeschichte, schreibt Dániel Oláh auf Mandiner. Unter Berufung auf die Einkommensdaten von Eurostat weist Oláh darauf hin, dass in mehreren EU-Mitgliedstaaten die Medianlöhne um mehr als zehn Prozent gesunken seien. In Ungarn hätten sie seit 2019 nur um 0,8 Prozent nachgegeben – dem EU-weit niedrigsten Wert. Oláh erklärt dies mit der Wirtschaftspolitik der ungarischen Regierung, die die Erwerbstätigkeit bis 2019 angekurbelt habe.
Da die ungarische Arbeitslosigkeit 2019 sehr niedrig ausgefallen sei, hätten der Regierung Ressourcen zur Verfügung gestanden, um die bestehenden Arbeitsplätze zu erhalten, so Oláh. Demnach habe das Kabinett seit 2010 zu Recht Vorschläge (u.a. vom IWF) zurückgewiesen, es möge zwecks Ankurbelung des Wachstums wirtschaftliche Einschränkungen verordnen. In einem Nebensatz fügt Oláh hinzu, dass auch der Anstieg der ungarischen Staatsverschuldung seit 2019 zu den niedrigsten innerhalb der Europäischen Union gehöre.
(via budapost.de, Beitragsbild: KSH, Portfolio)