Während die Regierung die Online-Registrierungsplattform für Coronavirus-Impfungen eingerichtet und freigeschaltet hat, denkt ein linker Kommentator über die Gründe nach, weswegen sich eine Mehrheit der Ungarn gar nicht impfen lassen möchte. Presseschau von budapost.de.
Laut einer in Népszava veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Publicus lehnt mehr als die Hälfte der Ungarn eine Coronavirus-Impfung ab. Aus einer früheren, im November von Euronews veröffentlichten Erhebung ging hervor, dass sich 47 Prozent der Ungarn nicht gegen das COVID-19-Virus impfen lassen wollen. Publicus stellte zudem fest, dass hierzulande 33 bis 36 Prozent der Bevölkerung bereit wären, EU- und US-Impfstoffe zu verwenden. Lediglich 20 Prozent der Befragten würden hingegen die russischen und chinesischen Impfstoffe akzeptieren.
Gyula Hegyi führt die hohe Rate von Impfskeptikern auf eine extreme Polarisierung, das Fehlen eines nationalen Konsenses und mangelndes Vertrauen in die Institutionen zurück. Hegyi, der über ein Jahrzehnt lang als MSZP-Abgeordneter des ungarischen Parlaments sowie im Europaaparlament tätig war, erinnert auf Azonnali daran, dass die heimische Öffentlichkeit nicht einmal bei Einführung der obligatorischen Polio-Schutzimpfung durch das kommunistische Regime im Jahr 1960 derartig misstrauisch gegenüber öffentlichen Institutionen und Experten eingestellt gewesen sei. Sämtliche politischen Akteure seien für die allgegenwärtige Politisierung verantwortlich, einschließlich der Coronavirus-Notfallmaßnahmen und anderer Fragen, die man den Experten hätte überlassen sollen. Gleichzeitig stellt Hegyi fest, dass Parteien oftmals Experten auswählen würden, die gleicher Meinung seien und auf der eigenen politischen Linie lägen.
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Umfrage: Die meisten Ungarn glauben nicht an Coronavirus-ImpfstoffeLaut einer repräsentativen Umfrage des Publicus-Instituts im Auftrag von der regierungskritischen Tageszeitung Népszava liegt in Ungarn die Akzeptanz von Coronavirus-Impfstoffen, die in naher Zukunft erhältlich sein werden, nur bei 20 bis 36 Prozent. Ungarn haben weniger Vertrauen in russische und chinesische Impfstoffe (20 bis 21 Prozent) und möchten sich lieber mit in Amerika und Europa […]Weiterlesen
Weiter wirft er der Rechten und Ministerpräsident Orbán vor, keine Gelegenheit zur Polarisierung der Gesellschaft auszulassen, wenn ihre Interessen dies erforderten. Mit Blick auf die Anti-Impf-Stimmung notiert der Autor, dass Angst, Misstrauen sowie die Anfälligkeit für Verschwörungstheorien in der Bevölkerung nicht parteipolitisch determiniert seien. Dennoch wäre die Bekämpfung dieser Erscheinungen in erster Linie Aufgabe der Regierung, mahnt Hegyi.
(Via: budapost.de, Beitragsbild: Angelo Esslinger – Pixabay)