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Familienministerin Novák: „Die ungarischen Menschen haben das Gefühl, dass es sich lohnt eine Familie in Ungarn zu gründen“ – Interview!

Ungarn Heute 2021.02.22.

Obwohl die Reproduktionsrate, seit dem Tiefpunkt (2011), im letzten Jahr auf 1,56 gestiegen ist, kann man in Ungarn noch nicht von einer Trendwende in Bezug auf den Bevölkerungsrückgang sprechen. Die Regierung hat in den letzten Jahren eine Reihe von Maßnahmen zur Unterstützung von Familien eingeführt. Daraus folgt die Frage, ob die finanziellen Zuschüsse ausreichen, oder nicht. „Wir müssen die Sichtweise bei uns nicht formen, man muss einfach nur Hilfe für eine familienfreundliche Annäherung schaffen” meint Ungarns Familienministerin. Wir haben Katalin Novák auch darüber gefragt, wie Familien aus der Corona-Krise herauskommen könnten? Interview.

Das Jahr 2020 war aus demografischer Sicht vielversprechend, wenn man die Geburtenzahlen und die Anzahl der Eheschließungen betrachtet. Obwohl die Reproduktionsrate gestiegen ist, kann man noch nicht von einer Trendwende sprechen. Wenn alles so bleibt wie bisher, bedeutet das für die Zukunft eine weiterhin natürliche Abnahme der Bevölkerungszahl. Welche Phänomene sehen Sie hinter diesem Trend?

Dieser negative demografische Trend ist keine ungarische Eigenheit.

In der fortschrittlichen westlichen Welt, einschließlich ganz Europa, werden nicht genug Kinder geboren, um die Bevölkerungszahl auf lange Sicht aufrechtzuerhalten, geschweige denn zu erhöhen

Es ist eine einfache Formel: allein um die Bevölkerungszahlen zu halten, müsste jedes Paar mindestens 2 Kinder bekommen und großziehen.

Die Bevölkerung Ungarns ist seit 1981, also seit 4 Jahrzehnten rückläufig. Größenordnungsmäßig werden jährlich 30.000 Babys weniger geboren, als Menschen sterben. Von diesem Standpunk aus gesehen, sieht es nicht gut aus, aber wie ich bereits erwähnt habe, sind wir Ungarn damit nicht allein. Die Frage ist, ob wir uns damit abfinden. Akzeptieren wir einfach, dass die Welt sich ändert, es früher größere Familien gab, junge Menschen sich für viele Kinder entschieden haben und heute im Gegensatz dazu die Familien kleiner sind, oft kinderlos, Paare sich später und für weniger Kinder entscheiden? Aus Sicht der Regierung, dürfen wir das nicht in Kauf nehmen, alles was möglich ist muss dagegen getan werden.

Foto: Máté Bach

Wir müssen den jungen Menschen helfen, damit es keine finanziellen Hindernisse für das Kinderkriegen gibt. Die letzten 10 Jahre zeigen, dass durch die staatlichen Maßnahmen die Demografie sich in eine positive Richtung entwickelt – die Anzahl der Geburten, Aborte, Kindersterblichkeit, Eheschließungen, Scheidungen bewegen sich in eine vorteilhafte Richtung

Dies beweist, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben und damit auf dem richtigen Weg sind, als wir für eine familienorientierte Regierung gestimmt haben. Familien genießen die erhöhte Unterstützung der Regierung, gleichzeitig helfen wir jungen Menschen dabei, eine Familie zu gründen, wann immer sie wollen.

Frankreich ist in der Europäischen Union dem Aufhalten der natürlichen Bevölkerungsabnahme am nächsten, doch auch da konnte man keine Trendwende einleiten. Ungarn entspricht mit seiner Reproduktionsrate von 1,55 dem EU-Durchschnitt. Wir können also sagen, dass in Europa keine Nation das richtige „Rezept” hat. Wo suchen wir also ein nachhaltiges Sozialmodell?

Die Bevölkerung in Europa wächst seit einigen Jahren nur aufgrund der Einwanderung. In keinem Land sind die Geburtenzahlen ausreichend, um ein Wachstum oder die Aufrechterhaltung der Bevölkerungszahl zu erreichen. Es gibt kein vollständiges, replizierbares Modell

In den sogenannten fortschrittlichen, westlichen Ländern nimmt der Wunsch nach Kindern ab. In Frankreich zum Beispiel war die Bereitschaft für Kinder früher sehr hoch – zum Teil wegen Migrantenfamilien, zum Teil wegen einer früheren guten Familienpolitik – doch heute entspricht das auch nicht mehr der Wahrheit. Ich denke, es gibt kein gutes Modell, doch wir tragen die Verantwortung gemeinsam. Regierungen, Entscheidungsträger, Politiker, Medien und Meinungsbildner können alle etwas dafür tun, um den Rückgang des Wunsches nach Kindern auf europäischer oder globaler Ebene entgegenzuwirken. In den letzten Jahrzehnten hat dieses Thema ungerechterweise wenig Aufmerksamkeit bekommen.

Es wird viel über Bevölkerungsexplosion oder Überbevölkerung gesprochen. Viele versuchen die Probleme aus Afrika und Asien so zu verallgemeinern, als hätten wir nicht die Fähigkeit, verschiedene Regionen der Welt aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, wo zum Beispiel das demografische Problem in eine entgegengesetzte Richtung zeigt. In New York habe ich mich einmal mit dem indischen Familienminister unterhalten und ihm erklärt, dass wir in Ungarn vor einem ernsthaften demografischen Problem stehen, woraufhin er antwortete, dass auch bei ihnen dieses Problem besteht.

Als ich erwähnte, dass bei uns nicht genug Kinder geboren werden, lachte er und fragte, wie sie uns helfen könnten, da in Indien genau das Gegenteil vorliegt

Demografische Probleme auf nationaler und gemeinschaftlicher Ebene sind Folgen einer Vielzahl von Einzelentscheidungen, darum ist das ein heikles Thema. Entscheidungsträger trauen sich selten eine definitive Position zu formulieren. Man muss ein geschicktes Maß bzw. einen Weg der Unterstützung finden, welcher noch keine Intervention oder Reinreden in individuelle Entscheidungen bedeutet.

Die Regierung darf sich nicht in das Privatleben eines jungen Paares einmischen. Jeder entscheidet selbst, mit wem er zusammenlebt, ob er Kinder haben möchte, und wenn ja, wann und wie viele

Andererseits, wenn junge Menschen ihren Partner gefunden haben, sich für Kinder entscheiden, muss die Regierung – nach ihren Möglichkeiten – gleichzeitig jede Hilfe anbieten. Sobald ein Kind geboren wird, sollten wir den Eltern nochmals helfen, damit sie ihre Kinder verantwortungsbewusst erziehen können.

Die ungarische Regierung hat dieses Thema in den letzten 10 Jahren so sehr in den Mittelpunkt gestellt, dass die ungarischen Menschen immer mehr das Gefühl haben, dass es sich lohnt eine Familie in Ungarn zu gründen und Kinder zu bekommen

Dank unserer vielfältigen und bedeutenden Unterstützungen haben wir es bis heute geschafft, dass junge Menschen in Ungarn diesbezüglich leichter eine Entscheidung treffen können und weniger ablehnend gegenüber dem Kinderwunsch stehen.

Daraus folgend ist die Lust aufs Kinderkriegen in Ungarn in den letzten 10 Jahren um mehr als 20% gestiegen, und das ist die höchste Rate in der gesamten Europäischen Union

Hohe Geburtenzahlen im Jahr 2020
Hohe Geburtenzahlen im Jahr 2020

Ähnlich zu den 2010er Jahren verzeichnete Ungarn im Jahr 2020 trotz der Coronavirus-Epidemie einen Anstieg der Geburtenzahlen, sagte Gabriella Vukovich, Leiterin des Statistischen Zentralamtes (KSH).  Vukovich führte den Anstieg der Geburten auf die Politik zurück, die die Regierung in den letzten Jahren für das demografische Wachstum ausgerichtet hatte. Die Geburtenrate in Ungarn sei in den […]Weiterlesen

Wir versuchen mit der Erweiterung des Familienhilfesystems und der individuellen ungarischen Vorgehensweise mit gutem Beispiel voran zu gehen.

Natürlich kann in diesem Fall nicht nur die Regierung etwas tun. Viel hängt zum Beispiel davon ab, ob ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer akzeptiert, der aufgrund der Kindererziehung drei Jahre zu Hause bleibt. In Ungarn ist dies normalerweise der Fall, dass es sich viele leisten können – nicht unbedingt aus finanzieller Hinsicht, das ist eine andere Sache – doch zumindest ohne die Gefahr des Arbeitsplatzverlustes, sich drei Jahre ihres Lebens der Erziehung der Kinder zu widmen. Wenn jedoch die Mutter wieder früher an ihren Arbeitsplatz zurückkehren möchte, muss eine erreichbare Kinderkrippe mit kostenlosen Mahlzeiten zur Verfügung stehen. Hier zu Hause bieten wir das den Familien auch an. Das ist in den meisten Teilen der Welt nicht der Fall.

Wir haben mit 3 Kindern in Deutschland gelebt, und ich erinnere mich genau daran, dass trotz des großen Wohlstandes es nicht einfach war, einen Platz in einer Kinderkrippe, oder sogar in einem Kindergarten zu bekommen. Außerdem kostet es ein Vermögen

Das ungarische Familienhilfesystem wird besonders von denen sehr geschätzt, die bereits etwas anderes erlebt haben. Viele vergessen, dass das hier zu Hause nicht immer so war. Beispielsweise war die linke Regierung zwischen 2002 und 2010 ausgesprochen familienfeindlich und hat sogar vorherige Unterstützungen abgeschafft.

Sie haben das indische und deutsche Beispiel erwähnt. Egal wie reich ein Land ist oder Menschen im Wohlstand leben, der Wunsch nach Kindern scheint proportional im Gegensatz zum Wohlstand zu stehen. Daraus folgt die Frage, ob die finanziellen Zuschüsse ausreichen, oder wir vielleicht einen Fehler machen, indem wir nicht genau die Wurzel des Problems beseitigen? Wie kann man die Sichtweise einer Gesellschaft formen, was sind die immateriellen Dinge, die Familien benötigen?

Wir müssen die Sichtweise bei uns nicht formen, man muss einfach nur Hilfe für eine familienfreundliche Annäherung schaffen. Das Materielle würde ich auch nicht unterschätzen. Im Jahr 2010 hat die Regierung 960 Milliarden Forint (2,6 Mrd. EUR) für Familienunterstützung ausgegeben, im Jahr 2021 war es das 2,5 fache, 2600 Milliarden Forint (7,25 Mrd. EUR).

Wenn ein Paar über die Gründung einer Familie nachdenkt und eine Entscheidung treffen möchte, ob man sich traut Kinder zu bekommen, dann zählt auch, ob sie Hilfe dafür bekommen: dass die Familie ein eigenes Zuhause hat, dass das Kind ein Kinderzimmer hat, dass man Lehrbücher nicht aus der eigenen Tasche zahlen muss

Regierung startet Zuschuss zur Renovierung von Häusern
Regierung startet Zuschuss zur Renovierung von Häusern

Ungarns Regierung startet ein Programm zur Sanierung von Familienhäusern. Der staatliche Zuschuss kann von Haushalten mit mindestens einem Kind beworben werden, kündigte Katalin Novák, Ministerin für Familienangelegenheiten, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz an. Das Programm startet am 1. Januar 2020, der Staat wird die Hälfte der Renovierungskosten bis zu maximal 3 Millionen Forint (8.400 EUR) […]Weiterlesen

Ich könnte viele Dinge aufzählen: da wären die kostenfreien Mahlzeiten und die Elisabeth-Camps (Erzsébet-táborok) für bedürftige Kinder, Steuererleichterungen für Familien, oder das sehr beliebte, 2019 eingeführte Baby-Darlehen (auf ungarisch: „Babaváró támogatás”) in Höhe von 10 Millionen Forint (28 000 EUR), … all diese Dinge sollen jungen Menschen Mut machen bei der Entscheidung, Kinder zu bekommen.

Was die immateriellen Aspekte betrifft, so ist der in der westlichen Welt weit verbreitete Standpunkt folgender: die Menschen denken in erster Linie an ihr eigenes Wohlergehen, während sie den Verzicht und die Opfer, die mit der Geburt von Kindern verbunden sind, schwer annehmen können. Darüber hinaus möchten Frauen, die viele Jahre, Geld und Energie in ihr Studium investiert haben, verständlicher Weise ihr Wissen auf dem Arbeitsmarkt nutzen, um ihre Karriere aufzubauen. Im Gegensatz dazu könnte sich das Kinderkriegen als zu Verzicht und Rückschritt anfühlen. Unter anderem zeigt dies die Rolle der Gemeinschaft: Inwieweit können wir die jungen Menschen dazu ermutigen, ihre familienbezogenen Entscheidungen früher zu treffen, oder im Gegenteil, sie ruhig auf später zu verschieben.

In Bezug auf Letzteres besteht das Risiko, dass junge Menschen wegen des Aufschiebens und dem daraus folgenden fortgeschrittenen Alters bei einer späten Entscheidung, die Möglichkeit verpassen, Kinder zu bekommen. Hier in Ungarn zum Beispiel hat jedes fünfte Paar Probleme mit Unfruchtbarkeit. In vielen Fällen hilft nur eine künstliche Befruchtung, doch leider führt auch das nicht immer zum Erfolg. Und wenn sie sich erst spät, sagen wir mit 40 Jahren für ein Kind entscheiden, haben sie 10 Jahre später nicht mehr die Möglichkeit sich für ein oder zwei weitere Kinder zu entscheiden, das wird dann biologisch nicht mehr möglich sein.

Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass wir trotz medizinischer Entwicklung, längerer Lebenserwartung oder besserer Gesundheit, die biologische Altersgrenze der Fruchtbarkeit nicht herauszögern können. Wir sind heutzutage in dem gleichen Alter fruchtbar wie unsere Vorfahren vor 100 Jahren, in diesem Sinne haben wir uns nicht verändert.

Sie wurden am 1. Oktober letzten Jahres von Ministerpräsident Viktor Orbán zur Ministerin für Familien ernannt. Wenn ich das richtig verstehe, spiegelt diese Entscheidung und das von Ihnen Gesagte genau die Absicht der Regierung wider. Was waren Ihre ersten Anordnungen als Ministerin, wie kann die Regierung den Familien noch mehr Aufmerksamkeit schenken, und noch mehr Unterstützung bieten?

Fast unmittelbar nach meiner Ernennung legte ich der Regierung das am 1. Januar begonnene Programm zur Gründung eines Eigenheims vor, das alle bisherigen Möglichkeiten übertrifft.

In Bezug auf immaterielle Dinge, möchte ich die Bedeutung der Erreichung und Einbeziehung junger Menschen hervorheben, damit sie erzählen können, was sie über die Gründung einer Familie oder das Kinderkriegen denken. Damit die Betroffenen in ihrer eigenen Umgebung darüber sprechen können, bleibt das Thema bei uns an der Tagesordnung. Ich bin davon überzeugt, dass der „Trend” hier auch eine Rolle spielt – merkwürdig das zu sagen, aber es ist so. Erinnern wir uns, wie viele Trends es in den letzten Jahrzehnten gegeben hat, zum Beispiel die Hippie-Bewegung. Auf die gleiche Weise wird es einen großen Einfluss auf junge Menschen haben, wenn die Einstellung „so lange wie möglich zu leben” zum Trend wird, die 20er und 30er Jahre auszunutzen, die Welt zu bereisen, nur mit sich selbst zu beschäftigen, ihrem Körper, ihrer Seele.

Doch wenn sie in ihrer Umgebung erkennen, wie gut eine Familie funktioniert, dass man Programme auch mit Babys machen kann, die Kindererziehung nicht nur eine Aufgabe, sondern auch Freude ist, dann wirkt sich das auf die gleiche Weise aus

Es ist interessant zu beobachten, dass wenn zum Beispiel große Familien in eine Gemeinde ziehen, die Geburtenrate in dieser Region ebenfalls zunimmt. Die Menschen bemerken, dass es eine gute Sache ist, dass man es auch anders machen kann, und eine 5-6-köpfige Familie kein entferntes, unbekanntes Phänomen ist.

Die Akzeptanz ist nicht nur für Kinder und Familien wichtig. Wenn jemand sich gegen Kinder entscheidet, darf man das auch nicht negativ bewerten.

Natürlich kommt es auch vor, dass jemand erfolglos versucht, ein Kind zu bekommen. Für Diejenigen, die keine Möglichkeit haben ein Kind auf natürliche Weise zu bekommen, muss jede Unterstützung gegeben werden, damit sie ein Kind entweder durch Adoption oder mit Hilfe der Medizin bekommen können

Wir haben den Umfang solcher staatlichen Subventionen erheblich erweitert, indem wir beispielsweise den Zugang zu Unfruchtbarkeitsbehandlungen erleichtert und die erforderlichen Medikamente kostenlos zur Verfügung gestellt haben.

Medikamente gegen Unfruchtbarkeit ab dem 1. Februar kostenlos
Medikamente gegen Unfruchtbarkeit ab dem 1. Februar kostenlos

Die Regierung engagiert sich für kinderlose Paare und wird ab dem 1. Februar kostenlos Medikamente gegen Unfruchtbarkeit und entsprechende Untersuchungen zur Verfügung stellen – teilte die für die Gesundheitsfürsorge zuständige Staatssekretärin am Montag mit. Ildikó Horváth gab außerdem bekannt, dass neue Protokolle eingeführt wurden, um aktualisierte diagnostische und therapeutische Verfahren sicherzustellen. Sie fügte hinzu, dass […]Weiterlesen

Ein unerwünschter bestimmender Faktor war im letzten Jahr die Coronavirus-Pandemie. Was können wir neben der offensichtlichen Qual und den Nachteilen aus der Pandemie lernen?  Wie können Familien 2021 aus dieser Krise herauskommen?

Paradoxerweise hilft die Coronavirus-Pandemie Familien in gewisser Weise, da viele Arbeitgeber und Unternehmen festgestellt haben, dass eine loyale, gute Arbeitskraft von zu Hause aus hervorragende Arbeit leisten kann und man davor keine Angst haben braucht, wie dies viele zuvor befürchtet hatten.

Aufbauend auf diesen Erfahrungen können wir auf lange Sicht erreichen, dass die flexible Koordinierung von Beruf und Familie verbessert wird

In Bezug auf das zusammen Eingesperrtsein wurden in den internationalen Medien und im Internet sehr viele unterschiedliche Ausführungen verfasst. Einige haben versucht, die Familie als veraltete Einheit darzustellen, indem die Epidemie gezeigt habe, dass die Familie keine Existenzberechtigung mehr hat und dass das Zusammenleben verschiedener Generationen anscheinend nicht funktioniert. Ich denke genau das Gegenteil ist der Fall. Die Coronavirus-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig die Familie ist. Die Menschen machen sich Sorgen um ältere Verwandte, Eltern, Großeltern. Kinder lernen, dass auch sie die Verantwortung tragen, auf ältere Menschen achtzugeben. Diese wiederum lernen zu schätzen, wie gut es ist, wenn man sich um sie bemüht und sie nicht allein gelassen werden. Jeder zieht sich ein wenig in sein eigenes Schneckenhaus zurück, aber dieses Schneckenhaus ist nicht unbedingt so klein, dass nur die kleinste Familie hineinpasst, sondern zumindest für die Betreuung auch die große Familie. Ich glaube daran, dass eben in dieser Zeit sehr viele die Rolle der Familie und deren Unterstützung schätzen.

In solchen Fällen stellt sich heraus, dass der wichtigste Teil in unserem Leben wirklich die Familie ist

Befürchten Sie nicht, dass die Familien durch die negativen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie so stark in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, dass auch das Vertrauen in das Familienhilfesystem sinken wird?

Die Hilfe, die die ungarische Regierung ungarischen Familien während der Krise bietet, ist einzigartig. In Krisensituationen, insbesondere während Finanzkrisen, sind Sparmaßnahmen oder Steuererhöhungen ein gängiges Instrument der Regierungen.

Die Pandemie verringert logischerweise das Sicherheitsgefühl der Familien, weshalb wir beschlossen haben, nicht etwas von den bestehenden Familienunterstützungen zu streichen, sondern im Gegenteil noch zusätzliche Hilfe anzubieten

Aus diesem Grund haben wir das größte Programm zur Gründung eines Eigenheimes aller Zeiten angekündigt. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, die 13-monatige Rente wieder einzuführen. Zukünftig werden Mütter für ein halbes Jahr mehr Geld erhalten, als sie in der Zeit vor der Geburt ihres Kindes verdient haben. Die Familie ist die beste Investition in Zeiten von Frieden und auch von Krisen. Ich vertraue darauf, dass auch Familien das Gefühl haben, auf die Regierung zählen zu können.

Welche konkreten Maßnahmen zur Unterstützung der Familie sind ab dem 1. Januar 2021 in Kraft getreten?

Am 1. Januar wurde das größte Programm zur Gründung  eines Eigenheims Bau Erwerb aller Zeiten gestartet. Wir haben die Mehrwertsteuer auf den Neubau von Immobilien von 27% auf 5% gesenkt. Für Familien, die ein Kind erwarten oder großziehen, verzichtet der Staat vollkommen auf die Zahlung der Mehrwertsteuer, wenn sie staatliche Hilfen für den Kauf eines Eigenheims verwenden. Familien, die selbst bauen, können den 27%igen Mehrwertsteuergehalt der bezahlten Bau- und Grundstückspreisrechnungen bis zu einem Gesamtbetrag von maximal 5 Millionen Forint (14 000 EUR) zurückerhalten. Darüber hinaus sind Familien, die ihre neue oder gebrauchte Immobilie mit CSOK gekauft haben, vollständig von der Zahlung der 4%igen Erwerbssteuer befreit, unabhängig vom Kaufpreis der Immobilie. Damit kann eine Familie bei einer 50 Millionen Forint (140 000 EUR) teuren Immobilie bereits 2 Millionen Forint (5 500 EUR) sparen.

Wir haben bei der Ausarbeitung des Programms alle Lebenssituationen berücksichtigt. Daher möchten wir auch solchen Familien eine Möglichkeit geben, die ihre Zukunft unter einem gemeinsamen Dach mit separaten Wohnungen sehen, um sich mit einer großen Familie gegenseitig unterstützen zu können

Hierbei handelt es sich um die Schaffung eines Mehrgenerationenhauses. Wir sehen, dass das größte Interesse unter den neuen Optionen in der Renovierung von Eigenheimen liegt. Das ist natürlich nicht überraschend, da die Unterstützung der Renovierung dazu beiträgt, das bestehende Heim der Familie zu verschönern und zu modernisieren, ohne umziehen zu müssen. Dies bedeutet einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von maximal 3 Millionen Forint (8 400 EUR), aus dem die Hälfte der Renovierungskosten finanziert werden kann. Es kann bereits nach einem Kind (solange das Kind unter 25 Jahre alt ist), bzw. für Personen mit Behinderung oder für Kinder, die Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld haben, ohne Altersbeschränkung, geltend gemacht werden. Alleinerziehende oder Patchworkfamilien können diese Möglichkeit ebenfalls nutzen. Darüber hinaus können diejenigen, die die Renovierungskosten nicht vorstrecken können, einen ermäßigten Renovierungskredit mit einem Zinssatz von bis zu 3%, bis maximal 6 Millionen Forint (16 800 EUR), mit einer Laufzeit von 10 Jahren in jeder Bankfiliale beantragen. Zusätzlich werden die notariellen Gebühren für die Beantragung subventionierter Wohnungsbaudarlehen für Familien erheblich gesenkt, womit der Zugang zu einem Zuhause für Eltern mit Kindern noch günstiger wird.

In diesem Jahr wird der Betrag der Beihilfe für häusliche Kinderpflege weiter angehoben, und ab dem 1. Juli werden wir den Betrag der Beihilfe für Kleinstkinderbetreuung von derzeit 70% auf 100% des Bruttogehalts erhöhen

Infolgedessen wird das Einkommen der versicherten Mütter während des Mutterschaftsurlaubs nicht weniger. Sie werden sogar im ersten Halbjahr einen höheren Leistungsbetrag als ihr vorheriges Nettoeinkommen erhalten. Wir möchten auch die Menschen der älteren Generation berücksichtigen, daher haben wir die Höhe der Rente angehoben und beginnen schrittweise wieder mit der Einführung der 13-Monats-Rente. Ich bin zuversichtlich, dass die Coronavirus-Pandemie die positiven Veränderungen, die bisher zu Vertrauen geführt haben, nicht zurückwerfen wird, und dass sich die Ungarn innerhalb weniger Jahrzehnte wieder vermehren und verjüngen werden.

(geschrieben von Miklós Verseghi-Nagy, übersetzt von Katharina Haffner, Fotos: Máté Bach)