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„Ungarn Heute“ Journalist in Wien: „Es war das erste Mal, dass ich mich in Wien unsicher gefühlt habe“

Daniel Vargha 2020.11.03.
FIZETŐS

„Jeder, der in Wien lebt, ist sicherlich schon einmal in der Umgebung vom Schwedenplatz spaziert oder am Restaurant vorbeigefahren, wo es gestern Abend eine Schießerei gab. Ein jeder beschäftigt sich jetzt mit einem einzigen Gedanken: „Auch ich hätte dort sein können.“ Einige, meiner Lieblingslokale befinden sich gerade in der Nähe vom Schwedenplatz. Der Medizin-Student und Journalist von Ungarn Heute erzählt, wie er den Terroranschlag in der österreichischen Hauptstadt erlebte. 

Wir wollten uns mit einem Freund noch kurz vor den Corona-Ausgangsbeschränkungen treffen und in unserem Stammlokal etwas essen. Es war kurz nach halb neun, als ich beim Schwedenplatz bemerkte, dass die U-Bahn nicht anhält.

Ein Ausstieg bei den Stationen Schwedenplatz und Schottenring war wegen des laufenden Polizeieinsatzes nicht möglich

Ich dachte in diesem Moment noch nicht, dass etwas so trauriges passiert ist. Als ich aus der U-bahn herauskam, sah ich unheimlich viele bewaffnete Polizisten. Wir gingen ins Restaurant rein, und da hörten wir vom Terroranschlag. Da ich nicht weit von der Innenstadt lebe, wollte und konnte ich auch nicht nach Hause gehen. Es waren natürlich auch sehr viele Gerüchte im Umlauf, beispielsweise über eine angebliche Geiselnahme, und eine weitere Schießerei am Stadtpark, in der Gegend, wo auch ich wohne.

So entschlossen wir uns, zum Bruder meines Freundes zu spazieren, da wir kein Taxi erreichen konnten. Die Stadt war unruhig und angespannt aber ich fühlte keine Panik. Überall war Blaulicht, Sirenen und schwer bewaffnete Polizisten.

Es war das erste Mal, dass ich mich in Wien unsicher gefühlt habe

Wir haben die Ereignisse dann im Fernsehen verfolgt.

Terror in Wien: „Es ist kein Ungar betroffen“

Erst am nächsten Nachmittag konnte ich wieder nach Hause gehen, aber mit einem Scooter. Ich wollte die öffentlichen Verkehrsmittel nicht benutzen. Heute bin ich auch nicht in in die Klinik gegangen. Ich glaube, viele haben die gleiche Entscheidung getroffen, eher zu Hause zu bleiben, so wie es vom Innenministerium empfohlen wurde.

Wien ist jetzt leer. Es gibt kaum jemanden auf der Straße, aber in der Innenstadt, die abgesperrt wurde, gibt es immer noch viele Polizisten. Jeder ist geschockt.

(Via: Dániel András Vargha, Beitragsbild: MTI/EPA/Christian Bruna)