Die Leistung der ungarischen Wirtschaft verbessert sich ständig, dank der politischen Maßnahmen der letzten Jahre – stellten Wirtschaftspolitiker und Ökonomen bei der internationalen Journalisten-Konferenz der Stiftung Freunde-von-Ungarn fest. Die Fachleute haben nicht nur die aktuelle Wirtschaftslage Ungarns bewertet sondern versuchten auch, Antworten auf die großen Herausforderungen der Zukunft zu suchen. Artikel geschrieben von Péter Cseresnyés – Hungary Today, übersetzt von Ungarn Heute.
Alle Redner der Konferenz unterstrichen das hervorragende BIP-Wachstum Ungarns auf EU-Ebene. Als wichtiger Schritt wurde auch erwähnt, dass sich die Regierung nach 2010 auf die Besteuerung konzentrierte und die Einkommensteuern deutlich gesenkt hatte. Die Redner betonten auch den wirtschaftlichen Anreizeffekt der Familienpolitik Ungarns.
Vorsitzender des Fiskalrats, Árpád Kovács: BIP-Wachstum höher als das Wachstum der Staatsverschuldung
Árpád Kovács, Präsident des Fiskalrats, ging in seinem Vortrag auf die Jahre des Regimewechsels zurück, um die Veränderungen der ungarischen Wirtschaftsleistung in den letzten Jahrzehnten besser zu verstehen. Die Übergangsjahre nach dem Regimewechsel waren schwierig, da das BIP gesunken und die Staatsverschuldung stark gestiegen ist, und letztere machte 1993 bereits 90% des BIP aus.
Die Staatsschuldenquote Ungarns stieg aufgrund der Finanzkrise zwischen 2008 und 2013 an. Entsprach die Staatsverschuldung von 19.370,4 Mrd. Forint Ende 2008 einer Staatsschuldenquote von 73,0 %, so erreichte die Staatsschuldenquote Ende 2013 angesichts eines Schuldenstandes von dann inzwischen 23.068,2 Mrd. Forint einen Wert von 79,3 %.
Zur Jahrtausendwende, während der ersten Regierungszeit des Fidesz, hatten sich die Tendenzen umgekehrt und die Staatsverschuldung war mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5 bis 4,5 Prozent auf rund 50 Prozent gesunken. Unter der neuen sozialistisch-liberalen Regierung (2002-2010), wurden jedoch immer mehr Kredite aufgenommen, und die Staatsverschuldung stieg nach der Weltwirtschaftskrise wieder auf 80 Prozent, während das BIP 2009 um mehr als 6 Prozent zurückging.
Laut dem Präsidenten des Fiskalrats bestand der Schlüssel zum Erfolg des Krisenmanagements darin, die Besteuerung von der Arbeit zum Konsum zu verlagern und wichtige Schritte zu unternehmen, um die Wirtschaft aufzuhellen (zum Beispiel durch Online-Registrierkassen).
Bis 2020 rechnet der Rat mit einem Defizit von rund 1 Prozent. Laut Árpád Kovács ist dies eine „fantastische, beispiellose Leistung in Ungarn“.
Staatssekretär Gábor Gion: Hohes BIP-Wachstum, große Anzahl ausländischer Investoren
Hohe Staatsverschuldung, hohes Haushaltsdefizit, hohe Fremdwährungsverschuldung, schwaches Wachstum, hohe Inflation, hohe Arbeitslosigkeit, niedrige Beschäftigung – zählte Gábor Gion, Staatssekretär für finanzpolitische Angelegenheiten die Problemen auf, mit denen das neue Orbán Kabinett beim Regierungswechsel 2010 konfrontiert war.
Er verwendete den Begriff „wirtschaftliches Durcheinander“, um die Situation kurz zu beschreiben, und betonte, dass diejenigen, die die aktuelle Wirtschaftsleistung kritisieren, auch darauf achten sollten, unter welchen Umständen die Regierung die Arbeit begonnen hatte. Seiner Ansicht nach unterscheidet sich die wirtschaftliche Lage des Landes heute erheblich von der damaligen. Alle Indikatoren haben sich deutlich verbessert. Heute ist Ungarns BIP-Wachstum eines der höchsten in der EU, und die Trendwende ist auf staatlich zugeschnittene Maßnahmen zurückzuführen.
Der Politiker hob die große Anzahl ausländischer Investitionen hervor, die seiner Ansicht nach zwei Hauptgründe haben: politische Stabilität und niedrige Einkommenssteuern, während relativ niedrige Löhne „nur ein Bonus“ bieten.
Gábor Gion widerspricht der Kritik, dass die ungarische Wirtschaft zu stark von der Automobilindustrie abhängt und daher anfälliger für eine Krise ist. Er betonte, dass ungarische Automobilunternehmen hauptsächlich Premium-Fahrzeugen herstellen und ihr Umsatz war von der Krise 2008 auch nicht betroffen.
CEO von Gedeon Richter, Gábor Orbán : die außergewöhnlichen und weniger bemerkenswerten Wirtschaftsindikatoren
Gábor Orbán, CEO von Gedeon Richter, dem größten Pharmaunternehmen in Mitteleuropa, lobte auch den Erfolg der ungarischen Wirtschaft. Insbesondere das BIP-Wachstum und die niedrige Arbeitslosigkeit, aber er sprach auch über Probleme, die die weitere Entwicklung behindern könnten.
Der CEO betonte, dass der aktuelle Gehaltsüberhang dank EU-Subventionen positiv sei, ohne diese wäre aber die Situation nicht so gut. Die Zahlen der Industrie sind zwar gut, aber die Produktivität muss verbessert werden. Außerdem wird in Ungarn zu wenig in Forschung und Entwicklung investiert, was ebenfalls dringend geändert werden muss.
Generaldirektor der Bank K&H, David Moucheron: Stabiles Wirtschaftswachstum
Die ungarischen Banken hatten Mitte des Jahres 2010 viele Schwierigkeiten (insbesondere im Hinblick auf die vom Staat auf den Sektor erhobene Sondersteuer, die „Bankensteuer“), sagte David Moucheron, CEO von K & H, der zweitgrößten Bank Ungarns. Es ist positiv zu vermerken, dass die Zahl der nicht zahlenden Kreditnehmer erheblich zurückgegangen ist.
Dies wird jedoch dadurch erschwert, dass die Banken nach wie vor die höchsten Belastungen in Europa haben. Dies verteuert ihren Betrieb und ihre Kredite, was sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und auf das Wirtschaftswachstum auswirkt. Gleichzeitig lobte der Direktor die „aktive und kreative“ Nationalbank und eine Reihe von staatlichen Maßnahmen, die eine gute wirtschaftliche Umsetzung mit den politischen Zielen verbunden haben.
(Via: Péter Cseresnyés – Hungary Today, übersetzt von Ungarn Heute, Fotos: Tamás Lénárd)