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Wissenschaft und Glaube: Sind sie gegensätzlich oder komplementär?

Ungarn Heute 2022.02.21.
FIZETŐS

Budapest wurde zum zweiten Mal nach 1938 die große Ehre zuteil, dass der Heilige Vater – dieses Mal Papst Franziskus – Budapest zum Austragungsort des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses ernannte, der ursprünglich für September 2020 geplant war. Das Organisationskomitee hat mit Unterstützung von Kardinal Péter Erdő und dem Präsidenten der Republik János Áder beschlossen, eine internationale Konferenz mit dem Titel zu organisieren: Glaube, Wissenschaft und Gemeinschaft. Als jedoch Anfang 2020 die Coronavirus-Pandemie über die Welt hereinbrach, änderte sich der Lauf der Dinge. Der Eucharistische Kongress wurde um ein Jahr verschoben, und die wissenschaftliche Konferenz wurde abgesagt. Dennoch veröffentlichten die eingeladenen Experten der Konferenz ihre Studien, um ihre Ideen und Gedanken zugänglich zu machen. Wissenschaftler, Philosophen und Theologen tauschten ihre unterschiedlichen Ansichten und Überzeugungen mit allen Interessierten aus. Gesammelt und veröffentlicht wurden diese Studien in einem Buch mit dem Titel: Glaube, Wissenschaft und Gemeinschaft.

Die Studien selbst befassen sich mit vielen Korrelationspunkten zwischen Glaube und Wissenschaft, erklären aber auch, dass Glaube und Wissenschaft zwar nicht getrennt werden können, es aber dennoch wichtig ist, zwischen beiden klar zu unterscheiden. Viele der Beiträge behandeln Beispiele aus der Kirchengeschichte. Andere befassen sich mit Fragen der Schöpfung, der Biochemie, der Naturwissenschaften und unserer Verantwortung für die geschaffene Welt und künftige Generationen. In einigen Beiträgen geht es ausdrücklich um das Verhältnis von Philosophie und Theologie. Einige Studien sind theologischer Natur und befassen sich mit der Eucharistie, um genau zu sein. Dazu gehören zum Beispiel die Eucharistietheologie von Ottokár Prohászka oder die Gedanken Fichtes zum selben Thema. Das Andenken an Stanley Jaki wird von mehreren Autoren behandelt.

Der 2009 verstorbene ungarisch-amerikanische Theologe hat sich mit den Grundfragen des Verhältnisses von Naturwissenschaft und Glaube auseinandergesetzt, und so beleuchten die Artikel über ihn bestimmte Aspekte dieses reichen Themas

Unter den Autoren des Buches finden sich Naturwissenschaftler und Philosophen, Theologen aus verschiedenen christlichen Konfessionen und auch aus dem Judentum. Viele von ihnen sind international renommierte Forscher.

„Was können wir aus der Epidemie lernen? Kann Wissenschaft ohne Glauben existieren?“
„Was können wir aus der Epidemie lernen? Kann Wissenschaft ohne Glauben existieren?“

"Große Epidemien in der Geschichte waren oft ein Wendepunkt in der Kulturgeschichte", sagte Kardinal Péter Erdő in der Sendung "Glauben, Wissenschaft, Gesellschaft" vom staatlichen Kossuth Radio.Weiterlesen

Das Buch enthält 52 Studien, die zu Ehren des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses entstanden sind. Die meisten Studien sind ursprünglich auf Englisch verfasst oder ins Englische übersetzt. Die Autoren des Buches sind: Alessandro Giostra ∙ Antonio Colombo ∙ Arsenios Kardamakis ∙ Margit Balogh ∙ Zoltán Balog ∙ Gyula Bándi ∙ Péter Bara ∙ László Bernáth ∙ Tamás Biró ∙ Gergely Bognár ∙ István Czakó ∙ András Falus ∙ András Fejérdy ∙ Ida Fröhlich ∙ Botond Gaál ∙ András Gianone ∙ Guillermo Gonzalez ∙ Tamás Hankovszky ∙ Slomó Köves ∙ Balázs Mezei ∙ Michael J. Behe ∙ Michal Chaberek ∙ Norbert Németh ∙ Péter Neumann ∙ Ferenc Patsch ∙ Rafael Pascual ∙ Balázs Schanda ∙ Gábor Schweitzer ∙ Péter Soltész ∙ László Székely ∙ Ferenc Tóth ∙ Zoltán Turgonyi ∙ András Zs. Varga ∙ E. Sylvester Vizi.

Bei der Lektüre dieser Studien können wir uns mit Themen wie dem Willen des Schöpfers in der Welt, dem fortlaufenden Schöpfungsprozess und seinen Auswirkungen auf unser heutiges Leben beschäftigen. Wir finden interessante Aspekte, wenn wir darüber nachdenken, ob die Existenz Gottes auf kognitive Weise bewiesen werden kann oder nicht, ob wir in der Lage sind, das Wesen des unendlichen Gottes zu begreifen, und über unsere Wahrnehmung und unseren Glauben an Gott nachdenken, ob er auf bewusste und rationale Weise handelt.

Wenn man über die Grenzen der Wissenschaft und der physikalischen Entdeckungen nachdenken möchte, ist es interessant, mit den Autoren eine Zeitreise zu unternehmen – zurück zu Galileo und Darwin – und zu überprüfen, wie sich die Beziehung zwischen Glaube und Naturwissenschaft im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat und wie sie die gesellschaftliche Ordnung früherer Zeiten und die heutige beeinflusst hat

Was sind die Wurzeln der Naturwissenschaft und kollidieren sie mit der christlichen Denkweise des Mittelalters? War die Religion ein Hindernis für den Aufstieg der Wissenschaften oder hat sie den Fortschritt der Forschung gefördert? Zwei Studien gehen diesen Fragen auf den Grund.

Glaubenszeugnis von Staatspräsident Áder: "Die Suche und Aufnahme Gottes bedeutet eine handelnde Aktivität"
Glaubenszeugnis von Staatspräsident Áder:

Herzerschütternd und glaubhaft - schrieb das katholische Portal 777.hu über das Glaubenszeugnis von Staatspräsident János Áder beim 52. Eucharistischen Weltkongress in Budapest.Weiterlesen

Je mehr wir auf wissenschaftlichem Weg über die Welt erfahren, desto mehr sind wir überzeugt, dass die Welt offen für das Transzendente ist, was in einer inspirierenden Studie im Buch diskutiert wird. In einer anderen Studie entdecken wir jedoch, dass es andere Schlussfolgerungen gibt – in der Tat hat sich unsere Weltanschauung von der rationalen Schöpfung zum philosophischen Agnostizismus verschoben, trotz der Klarheit der göttlichen Offenbarung. Gibt es eine geplante Vernünftigkeit der Welt? Wir haben gute Gründe, das zu glauben – das wird in einem der Studien deutlich erklärt.

Die Themen sind jedoch nicht auf Philosophie und Glauben begrenzt: viele Studien behandeln legale und soziale Aspekte, Themen in Bezug auf das Leben unserer Gesellschaften, die aus der in der transzendenten Realität verwurzelten Welt stammen. Danach kommen wir zu den Themen Gottes Vorsehung, unser freier Wille und die menschliche Verantwortung, die Auswirkungen auf das weltliche Recht, Themen, die auch in dem Buch mit einem profunden wissenschaftlichen Ansatz diskutiert werden. Diese Gedanken und Fragen sind überhaupt nicht auf die katholische Kirche begrenzt, so beleuchten die Autoren viele verschiedene Ansätze, die Standpunkte der protestantischen, jüdischen, orthodoxen und islamischen Religionen vertreten.

Eucharistischer Weltkongress: Gemeinsames Mittagessen für 5000 Bedürftige
Eucharistischer Weltkongress: Gemeinsames Mittagessen für 5000 Bedürftige

Am Vorabend der Eröffnungsfeier des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses luden die ungarischen Diözesen im ganzen Land fünftausend Bedürftige zu einer Agape ein, berichtet das Portal der Veranstaltung iec2020.hu. Weiterlesen

Die Schriften, die im von E. Sylvester Vizi und Tamás Freund aufbereiteten Buch zusammengetragen wurden, „zeigen überzeugend, dass das Thema der Eucharistie auch heute noch ein frischer Quell ist und geeignet ist, eine Diskussion zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen und den Vertretern anderer Religionen anzustoßen

so Kardinal Péter Erdő.

Das Buch wurde 2021 von Szent István Társulat herausgegeben und ist in ihrem Buchhandel erhältlich.

(Titelbild: MTI – Földi Imre)