Der bekannte ungarische Schriftsteller, Dramatiker und Revolutionär Mór Jókai war auch ein berühmter Gourmet. Diese Eigenschaft von ihm wurde von seinen Zeitgenossen mehrmals auch schriftlich verewigt.Weiterlesen
Vor einigen Jahrzehnten hatte die Fastenzeit noch eine enorme Bedeutung in Ungarn, neben der religiösen Überzeugung hatte sie jedoch auch auf Gesundheit und Wirtschaft eine Auswirkung. In diesen vierzig Tagen bereitet man sich auf das Hochfest Ostern vor, in dem der Konsum von Fleisch streng verboten ist.
Bei den ungarischen Katholiken beginnt die Fastenzeit am Aschermittwoch und endet mit Karsamstag, so dauert genau 40 Tage, wenn man die Sonntage nicht mitrechnet.
Am Tag nach Aschermittwoch hat man die fettigen, fleischigen Gerichte verzehrt, welche vom Fasching übriggeblieben sind
In der Fastenzeit musste man ursprünglich jegliche Lebensmittel tierischer Abstammung meiden, jedoch hat der Heilige Stuhl Ungarn schon im 17. Jahrhundert den Konsum von Ei und Milchprodukten erlaubt. Fisch konnten sich damals nur die reicheren Menschen leisten.
Zu Beginn der Fastenzeit wurden in Ungarns Haushalten die Geschirre mit Seife entfettet und anschließend die Speisekammer zugesperrt. Der Schlüssel wurde symbolisch in den Brunnen geworfen, in Wirklichkeit auf den höchsten Schrank gelegt. Damit war jedem klar, dass die Fastenzeit begonnen hat.
Da der Konsum von Milchprodukten in der Fastenzeit nicht mehr verboten war, wurden die meisten Gerichte vor Ostern aus diesen Lebensmitteln gefertigt. Statt Fett wurde Butter – und selten Pflanzenöl – zum Kochen und Backen verwendet. Topfen wurde schon im Vorhinein in großer Menge hergestellt, damit er für die Fastenzeit ausreichen kann. Unter anderem wurden verschiedene Gemüse, Gemüsesuppen oder Gerichte aus Frosch, Schnecke oder Schildkröte gefertigt.
Ein Kochbuch aus dem 19. Jahrhundert, welches für Hausfrauen geschrieben wurde, beinhaltet folgende Gerichte: Biersuppe, Schokoladensuppe, verschiedene Eiergerichte, Artischocken-Gemüse sowie Gerichte aus Kohl, Frosch, Schildkröte und Krebs.
In der Gemeinde Táska in der Nähe des Plattensees haben die Menschen in der Karwoche unter anderem Dörrzwetschken, Pogatsche mit Paprika, sowie Bohnensuppe mit Milch gegessen. In der Gemeinde Gölle waren der bittere und geräucherte Topfen, sowie Nudeln und Salzpogatsche typische Fastenspeisen.
Die Karwoche (vor allem der Gründonnerstag, Karfreitag und -samstag) war die Zeit der Buße. Es fand auch die Jesus-Suche statt: Die Menschen haben die Skulptur des Erlösers versteckt, und anschließend bei den Marterln entlang der Straßen gesucht.
In der fünften Fastenwoche, der „schwarzen Woche“, hat man nur Mohn gesät, weil – wie man sagte – die „Käfer“ die anderen Pflanzen aufessen würden. In der Gemeinde Somogyszentpál hat man dem Mohn zudem Ei zugefügt, damit die Ernte sauber wird.
In Somogyjád haben in dieser Woche die Dorfbewohner weder gewaschen noch geweißelt. Am Passionssonntag, dem fünften Sonntag der Fastenzeit wurden die Kruzifixe und Kreuze in den Kirchen mit dunklen Tüchern verhüllt und die Frauen haben sich in schwarz gekleidet. In der Fastenzeit fanden außerdem weder Hochzeiten noch Bälle statt.
Neben der Reinigung des Körpers und der Seele hatte die Fastenzeit auch einen wirtschaftlichen Vorteil für die Menschen: Vor dem großen Schmaus zu Ostern konnten in den Wochen davor die teuren Lebensmittel, wie zum Beispiel Fleisch gespart werden. Darüber hinaus haben die Dorfbewohner auch die Ställe, Keller, Gärten und ihre Häuser sauber gemacht, bevor die großen Arbeiten im Frühling begannen.
(Quellen: nosalty.hu, Bild: Pixabay)