Nachdem die ungarische Wirtschaft heuer die Leistung vor der Pandemie erreicht, muss das Gleichgewicht hergestellt werden.Weiterlesen
Der ungarische Staat investiere in „Eisen und Beton“, nicht aber in Fähigkeiten, Institutionen und Gehirne – schrieb György Matolcsy, Präsident der Ungarischen Nationalbank in der Zeitung Magyar Nemzet. Der Notenbankchef kritisiert damit die Struktur der Investitionen und argumentiert gegen das hohe Haushaltsdefizit.
Laut der Nationalbank brauche die ungarische Wirtschaft, welche im zweiten Halbjahr 2021 wiederhergestellt wurde, nicht ein 5,9 prozentiges Haushaltsdefizit, stattdessen soll man bereits 2022 die 3 Prozent erreichen und die Staatsschulden weiter senken, damit das Gleichgewicht erreicht werden kann. Ansonsten gerate das Wachstum erneut in Gefahr.
Die wahre Diskussion geht darum, ob der Aufholprozess weiterhin auf der bisherigen, hauptsächlich extensiven Weise fortgesetzt wird, oder ob man auf eine intensive, auf Smartkapital basierte Bahn umstellt, welche zu einer nachhaltigen Aufholung führt. Dabei geht es nicht nur um das Jahr 2022, sondern um das ganze 2020er Jahrzehnt. Die Umstellung würde in Gefahr geraten, sollte die Investitionspolitik, deren 75% die Bauinvestition ausmacht, statt der Umstellung auf „smarte“ Kapitalinvestitionen, fortgesetzt werden. Auch aus diesem Grund sei es wichtig, das verabschiedete Budget zu modifizieren.
Matolcsy hält es für verfehlt, dass hinter dem geplanten Defizit von 5.9 Prozent im nächsten Jahr staatliche Investitionen im Umfang von 7,1 Prozent im Vergleich zum BIP stehen. Er beanstandet zudem, dass in der ungarischen Investitionsquote der Anteil für das wissensintensive Wachstum notwendiger „smarter“ Investitionen der niedrigste sei. Der Notenbankchef macht darauf aufmerksam, dass der Anteil Bauinvestitionen 50 Prozent beträgt, welche sogar in der Periode 2017-2020 zwischen den EU-Mitgliedsstaaten in Ungarn am schnellsten gewachsen ist.
Laut Matolcsy würden den Anstieg der Produktivität, welche die wichtigste Quelle des nachhaltigen Aufschwungs ist, die digitalen Investitionen ankurbeln, welche in Ungarn aber noch keine dominante Rolle spielen.
Bild: MTI/Koszticsák Szilárd